19.04.2015

19.04.2015

Tach auch!

Ich muss ehrlich gestehen, dass es mir heute besonders schwer fällt Ihnen zu schreiben. Ist das nicht ein Wetterchen? Balsam für meine morschen Knochen und quietschenden Gelenke!

Aber ich versuche mich zusammen zu reißen. Ich habe nur noch ein paar Minuten Zeit, bis die Sonntags-Spätschicht den Laden hier für heute abschließt. Bis dahin muss alles geschrieben und ins Netz gestellt sein – mit meiner gut’sten Gabi ist da nicht zu verhandeln, die zeigt mir sonst die roten Krallen und schmeißt mich hochkant aus dem Büro.

Ich hatte diese Tage eigentlich immer ganz schön viel zu tun. Wie bereits berichtet, konnte ich meine vielfältigen Büro-Organisatorischen-Multitalente ja in den letzten Jahren sehr gut verbergen, aber nun werde ich dafür doppelt und dreifach ran genommen. Deswegen habe ich vom Tierheim-Alltag in der vergangenen Woche nicht so viel mitbekommen.

Gestern habe ich zusammen mit dem Vorstand rund 1.100 Einladungen für die bevorstehende Jahreshauptversammlung des Tierschutzvereins versandfertig gemacht. Einladung, Satzung, Ergänzung zur Tagesordnung, Tierheim-Blitzlicht und nicht zu vergessen ein Überweisungsträger… wenn ich nicht aufgepasst hätte, würden die Vorständler wohl heute noch eintüten. “Mir frieren die Zehen ab!”, “Das ist zu langweilig!”, “Ich habe mich verklebt!”, “Ich habe huuuuunger…!” – mit Frauen zu arbeiten kann ganz schön anstrengend zu sein – aber ich bin ja einiges gewohnt. Montag muss ich dann noch die nacharbeiten machen, damit die Dinger flott zur Post gebracht werden können.

Ich kann aber auf jeden Fall berichten, dass bereits ein paar der Farbmäuse umziehen durften… Mmmh… das ist schon ein bisschen Katzenfolter, ständig diesen Duft in der Nase zu haben, der rund um das Kleintierhaus durch das Tierheim weht…

Vermittelt wurden ebenfalls die Katzen Kimba & Cloe, und der Fund-Kakadu ist auch wieder bei seinem Besitzer. Trotzdem wurde das Tierheim aber nicht leerer, so dass die Tierpfleger die Frühlingssonne nun in der Hängematte genießen können.
Im Hundehaus sind Tayra und Marley eingezogen. Tayra ist eine Border Collie Hündin und kam als Fundhündin aus Neukirchen zu uns. Marley wurde vom Ordnungsamt eingezogen, weil seine Besitzerin nicht die erforderlichen Genehmigungen zur Haltung vorlegen konnte. Beide sind noch ziemlich durch den Wind, ein idealer Zeitpunkt für mich um ihnen meinen Status als Respektsperson im Tierheim klar zu machen.

Weiterhin wird unsere Katzenabteilung nun noch ergänzt von der Steffi und dem Pärchen Purzel & Beauty aus Moers-Kapellen sowie Tessa & Winston die abgegeben wurden und ein Zuhause mit Freigang suchen.

Der verunfallte Kater aus der letzten Woche musste leider in der Tierklinik erlöst werden. Erst im Laufe der Woche wurde er von seiner Besitzerin beim Haustierregister als vermisst gemeldet, so mussten wir ihr diese traurige Nachricht überbringen. Samstag ist dann gleich noch ein Unfallkater in der Klinik gelandet. Er war offensichtlich ein verwilderter Kollege von mir. Gut fünf Jahre alt, unkastriert und nicht gekennzeichnet, und so schwer von einem Auto erwischt worden, dass auch er nur noch von seinen Leiden erlöst werden konnte – jedes Mal eine schwere Entscheidung für die Leute vom Tierheim!

Erfreulich war dagegen die Nachricht vom Umzug der Goldfische aus Neukirchen-Vluyn. Ich habe mit der Betreuerin gesprochen, es hat alles gut geklappt, die Fische sind nun in “Wellings Parkhotel” nach Kamp-Lintfort umgezogen. Die Chefin selbst hat mit einem Mitarbeiter und den Betreuerinnen vom AWO-Betreuungsverein in Rheinberg den Umzug durchgeführt und beaufsichtigt.

Helle Aufregung bei den Teichbewohnern

Noch lacht Karin Fetzer – ehrenamtliche Mitarbeiterin des Tierheims und für die Grünen im Stadtrat N.-V.

Was eine Hotel-Chefin alles können muss…?!

Schon vor ein, zwei Wochen wollte ich mit Ihnen ja mal das Thema „Tierheimfinanzen“ beackern – nicht um zu jammern, sondern um Ihnen das ein oder andere zu verdeutlichen.

Folgender Vorfall hat mich daran erinnert: Viele Moerser Geschäftsleute unterstützen das Tierheim durch das Aufstellen einer Sammeldose. So auch die Chefin eines Blumenladen in Schwafheim. Gegen 17 Uhr an einem Mittwoch Anfang April kamen  zwei Männer zu ihr in den Blumenladen. Sie hatten Interesse an einem bestimmten Blumenübertopf, der in der äußersten Ecke oben in einem Regal stand. Genau diesen sollte die Inhaberin ihnen zeigen. Während die Ladeninhaberin also den Topf heranholte und von dem einen der beiden Typen in ein Gespräch verwickelt wurde, muss sich der zweite daran gemacht haben die Spendendose des Tierheims einzupacken. Die Sicherung mit einem Draht hielt ihn dabei nicht von seinem Vorhaben ab. Für mich und die Leute vom Tierheim ist sowas unfassbar…

Gut, werden Sie nun denken, was mag da schon in der Dose gewesen sein…? 100.- Euro? 120.- Euro? Ganz egal! Wenn Sie das mal umrechnen sind es zum Beispiel 30 Kilo Hundefutter, 140 Dosen Katzenfutter, Heu-Vorrat für ein Jahr, zwei Kater-Kastrationen, sechs Impfungen oder 2 Kanister Desinfektionsmittel…

Viele Menschen machen sich gar keine Gedanken wie sich das Tierheim finanziert. Vor allem diejenigen, die Nutznießer des Tierheims sind ist meistens völlig egal wie hier monatlich Personal, Tierarzt oder der Strom bezahlt werden. Ab und zu meint ein besonders helles Köpfchen er bekäme noch Geld dafür wenn er sein Tier ins Tierheim gibt (wegen Schwangerschaft, Umzug oder Spontanallergie…). Manchmal frage ich mich echt wofür die Zweibeiner so viel Theater veranstalten und ihre Welpen jahrelang in diese Schulen schicken…

Grundsätzlich ist das Tierheim auch nicht verpflichtet Tiere aufzunehmen, die von ihren Besitzern abgegeben werden. Meistens erhalten diese Tiere aber trotzdem Hilfe von uns, auch wenn keine Übergabegebühr bezahlt wird, die einen Teil der Kosten auffangen soll.

Auf der anderen Seite sind dann noch die Fundtiere. Die müssen eigentlich von der Stadt oder Gemeinde versorgt werden, in der sie gefunden werden – genau wie jeder Regenschirm, jedes Fahrrad oder Schlüsselbund. Da der Betrieb eines städtischen Tierheims aber oft zu aufwendig und teuer ist, übernehmen diese Aufgabe „private“ Tierschutzvereine. Teilweise existieren Fundtierverträge zwischen Tierschutzverein und Tierheim schon seit vielen Jahrzehnten. Genauso lange haben die Tierschützer meist jede Menge Spendengeld in die Hand genommen um die anfallenden Kosten für die Versorgung der Tiere zu gewährleisten. Ob nun Finanzkrise, Pflegereform oder einfach der allgemeine Wandel in der Gesellschaft Schuld sind kann ich nicht beurteilen – Fakt ist aber, dass die Jahre der üppigen Spenden, Erbschaften und Vermächtnisse vorbei sind. Die Tierschützer pfeifen auf dem letzten Loch, die Kassen sind leer und in vielen Fällen wurde auch schon das Tafelsilber versetzt um Rechnungen und Gehälter bezahlen zu können. Leider fangen die Tierschützer erst jetzt an sich zu wehren und kämpfen um gerechte Bezahlung ihrer Leistung für die Allgemeinheit. Wer dieses Google bedienen kann, wird zu diesem Thema viele aktuelle, spannende, aber auch absurde Zeitungsartikel finden aus Krefeld, Essen oder auch Köln. Moers ist im Moment auch dabei, aber dazu werden Sie sicher bald etwas in der Presse lesen können.

Nun habe ich mich doch etwas verplaudert. Ich werde mich nun zum abregen (dieses Thema geht mir persönlich schon sehr nahe – nicht nur weil ich wegen der drohenden Finanzknappheit hier immer mehr Aufgaben übernehmen muss, für die Früher Personal bezahlt wurde) noch etwas in die Abendsonne legen und warten bis Gabi das Buffet im Katzenhaus eröffnet.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine schöne Woche…

Ihr Tommy.