Umzug auf die Hundewiese

Hallo Freunde,

endlich kann ich mich wieder bei Euch melden, aber hier bei uns im Tierheim war zuletzt wirklich viel los – genau genommen ist noch immer viel los.

Unser Hundehaus wurde abgerissen! Ich habe zwar immer gehört, dass darüber gesprochen wurde, aber so richtig glauben konnte ich es nicht. Ende Juli wurde aber immer mehr aus dem Hundehaus raus geräumt. Das ganze Futter haben sie raus getragen. Wir waren alle ziemlich besorgt. Na und zu guter Letzt mussten Danilo, Speedy, Finn und ich umziehen. Vielleicht

denkt Ihr jetzt “ist doch egal, in welchem Zwinger ihr sitzt … ihr armen Tierheimhunde” – aber ganz so ist das nicht. Das Tierheim ist schon unser Zuhause und wir sind an unseren Alltag gewöhnt … ich kann Euch sagen – das war eine Riesenaufregung!

Unterm Strich bin ich ganz zufrieden. Ich wohne jetzt in dem Wiesenzwinger, in dem mal zwischenzeitlich die drei Schweinchen waren – zum Glück wurde der Zwinger ordentlich gereinigt, bevor ich eingezogen bin. Ich finde das ganz cool, weil ich nun so viel sehen kann … zugegeben – jetzt, wo ich dann auch Brian und Danilo sehen kann – pöbeln wir auch manchmal rum, aber eigentlich ist es ziemlich entspannt und ich genieße das schon. Ich kann jetzt sogar das Auto meiner Gassigängerin sehen und weiß schon, bevor sie ausgestiegen ist, dass sie da ist. Für mich als wachsamen Vertreter meiner Art ist das eine tolle Sache.

Das ganze Futter wurde übrigens auch nur woanders untergebracht und wir bekommen ganz normal unsere tägliche Mahlzeit.

Als ob das nicht schon genug wäre, war dann auch noch das Sommerfest; und wo einige von uns ja nun auf der Wiese wohnen, waren wir quasi mittendrin statt nur dabei. Bei so vielen Eindrücken und Gerüchen waren wir nach dem Sommerfest schon ziemlich geschafft.

Auf dem Sommerfest hatte ich ein beeindruckendes Erlebnis … ist Euch eigentlich aufgefallen, dass ich Euch heute anders angesprochen habe? Das war kein Versehen … ich habe Euch extra “Freunde” und nicht mehr “Leute” genannt. Wisst Ihr noch, dass ich gar nicht glauben wollte, dass Ihr Euch für uns interessiert, als Tommy mir diese Kolumne übertragen hat? Ich war wirklich sehr skeptisch, aber als wir vor Beginn des Sommerfestes von einem kleinen Spaziergang zurück kamen, da rief uns eine Frau zu “Hey, das ist ja Atreju – der Autor”. Ich konnte das gar nicht fassen – das heißt ja, Ihr lest mein Geschreibsel wirklich – ich war fast ein bisschen gerührt und ich denke, ich habe Euch mit meiner Skepsis Unrecht getan. Es tut mir echt leid und ich bin froh, dass Ihr mich vom Gegenteil überzeugt habt.

Dass mich das wirklich und ehrlich freut, heißt aber natürlich nicht, dass wir ab jetzt alle auf Kuschelkurs gehen … das ist schon klar, oder? Ich bin ja der, der ich bin und schätze durchaus eine gewisse Distanz.

Letztes Mal habe ich Euch ja in unseren Hundealltag mitgenommen. Heute wollte ich Euch mal ein wenig vom Katzenalltag erzählen. Ich habe mich extra mit Balou ausgetauscht, um für Euch in Erfahrung zu bringen, wie der Katzenalltag eigentlich so aussieht – Balou finde ich übrigens für eine Katze echt top, weil er auch nicht immer so auf Kuschelkurs ist.

Ach was soll´s – jetzt sind wir Freunde und ich will ehrlich zu Euch sein: der Katzenalltag interessiert mich nicht die Bohne! Ich wollte endlich mal in Erfahrung bringen, wie diese Miezen es schaffen, dass die Menschen machen, was sie wollen. Was ihr Geheimnis ist. Wir Hunde sind immer diejenigen, die den Menschen gefallen wollen und dafür echt viel machen. Bei den schnurrenden Samtpfoten ist es genau anders herum: die Menschen tun fast alles, um in ihrer Gunst zu stehen … das möchte ich auch mit Menschen machen können!

Balou hat sich erstmal in Ruhe die Pfoten geleckt und mich ein wenig mitleidig angeguckt; ich habe gewartet, ihn freundlich angeschaut und ein wenig mit meiner Rute gewedelt … und irgendwie beschlich mich der Gedanke, dass sogar ich mache, was er möchte, um das zu bekommen, was ich möchte … das lief doch schon wieder falsch.

Lange Rede, kurzer Sinn – ich habe immer noch keine Ahnung, wie die Samtpfoten das anstellen, aber ich habe einige andere traurige Geschichten erfahren. Balou hat mir erzählt, warum Katzen im Tierheim abgegeben werden. Bei manchen werden ihre Dosenöffner krank oder sterben sogar … das ist dann ja doppelt traurig – bei anderen gab es aber auch schon Gründe, wo ich mir ein kleines Knurren nicht verkneifen konnte … da holen Menschen eine Katze zu sich und merken dann, dass es Arbeit macht, auch mal etwas kaputt geht und die Katze vielleicht gar nicht so ist, wie sie dachten. Eigentlich komme ich bei sowas aus dem Knurren gar nicht mehr raus! Jeder – wirklich jeder sollte sich im Klaren darüber sein, dass es eine große Verantwortung ist, ein Tier bei sich aufzunehmen. Es ist ein Lebewesen mit Empfindungen und einem eigenen Charakter – kein Stofftier! Und jeder sollte sich VORHER bewusst machen, wie lange so ein Tier zum Leben dazu gehört und welche Verpflichtungen es mit sich bringt. VORHER ist das Zauberwort. VORHER muss man wissen, welche Erwartungen man an seinen vierbeinigen Mitbewohner hat, um dann herauszufinden, welches Tier oder welches Alter dazu passt oder ob überhaupt ein Tier dazu passt …

Nehmen wir doch mal Balou als Beispiel. Wenn ein Dosenöffner eine super schmusige Katze sucht, sich in Balou verguckt und den Erklärungen der Tierpfleger keinen Glauben schenkt, weil Balou vielleicht zufällig beim Besuch im Schmusemodus ist, und ihn dann tatsächlich zu sich nach Hause holt … spätestens bei der ersten Anti-Schmuselaune platzt doch die Seifenblase. Möchte aber jemand einen selbstbewussten Kater und sagt “wow, er sagt mir ganz genau, was er wann möchte – ein toller Charakterkater”, dann wird das ein Dreamteam.

Bitte! Nehmt Euch die Zeit, uns kennen zu lernen und glaubt unseren Tierpflegern – sie kennen uns alle wirklich gut – … aber probiert uns nicht einfach aus und gebt uns dann wieder auf, weil wir nicht Euren Vorstellungen entsprechen.

Irgendwie komme ich immer von meinem eigentlichen Thema ab, aber es gibt auch viele wirklich wichtige Sachen zu erzählen, die uns Tierheimbewohnern allen am Herzen liegen … ich hoffe, das ist okay für euch und ich schätze der Katzenalltag ist eh nicht so spannend…

In diesem Sinne bis demnächst

Euer Atreju