Die Auftragserteilung – Tommy sorgt sich

Hallo Leute,
eigentlich weiß ich gar nicht genau, was ich hier mache …

Ich glaube, ich stelle mich erst einmal vor und erzähle Euch dann, was mir vor einigen Nächten passiert ist. Mein Name ist Atreju; ich bin ein schwarzer Großspitz und wohne nun schon seit einiger Zeit im Moerser Tierheim. Der ein oder andere von Euch hat sicher schon von mir gehört oder mich vielleicht sogar mal gesehen. Ich bin ein stattlicher Kerl und eigentlich kommt niemand mal einfach so in meinen Zwinger … aber letztens in der Nacht … ich glaube es selber noch gar nicht …

Ich lag schön auf meiner kuscheligen Decke und träumte gerade von einem riesigen Bauernhof, auf den ich aufpassen musste, da weckte mich ein Geräusch auf. Ein wirklich kleines Geräusch, aber es gehörte nicht ins Hundehaus, weshalb ich sofort hellwach war. Ich sah mich um und – Ihr werdet es nicht glauben – da saß ein schwarzer Kater in meinem Zwinger. Normalerweise wäre ich sofort aufgesprungen und hätte ihm erst einmal nachdrücklich klar gemacht, wessen Zwinger das eigentlich ist, aber ich war vollkommen verwirrt – nicht nur, weil er da saß … nein, was viel eigenartiger war, war die Tatsache, dass ich ihn nicht riechen konnte … fast als wäre er gar nicht da. Ich traute meinen Sinnen nicht und als er dann noch sprach, war ich wirklich froh, dass ich eh schon lag…

Er sagte, sein Name wäre Tommy und er hätte früher auch im Tierheim gewohnt. Jedoch nicht wie die Meisten von uns nur für eine gewissen Zeit, sondern als Hofkater. Er hätte auf alles aufgepasst und was viel wichtiger war, er war derjenige gewesen, der den Menschen außerhalb des Tierheims von uns Tierheimtieren, unserem Alltag und unseren Sorgen berichtet hatte. Das wäre außerordentlich wichtig gewesen und viele Menschen hätten ihm zugehört.

Ich konnte gar nicht glauben, was er sagte – ich habe manchmal das Gefühl niemand interessiert sich für uns. Das sagte ich ihm auch, aber Tommy meinte, da würde ich vollkommen falsch liegen und es wäre traurig, dass ich dieses Gefühl hätte.

Er erzählte mir dann, dass er vor ein anderthalb Jahren leider umziehen musste – ans andere Ende der Regenbogenbrücke. Er hätte noch eine Zeit lang versucht, den Kontakt zum Tierheim und den Menschen zu halten, aber jenseits der Regenbogenbrücke warteten so viele Aufgaben auf ihn, dass er das dann irgendwann nicht mehr geschafft hat.

Stellt Euch mal vor, Tommy betreut alle schwarzen und schwarz-weißen Katzen, die über die Regenbogenbrücke kommen. Er heißt sie willkommen und begleitet sie, bis sie sich eingewöhnt haben. Das hat mich schon beeindruckt – das ist eine wichtige Aufgabe. Schien ein cooler Kerl zu sein dieser Tommy … für einen Kater halt. Dann wollte ich aber endlich wissen, was er eigentlich von mir wollte.

Er erzählte mir, dass er vor einigen Wochen Shewa bei sich begrüßt hat. Da wäre ihm seine alte Zeit im Tierheim wieder eingefallen und er hätte uns ein wenig beobachtet und enttäuscht festgestellt, dass kein anderes Tier, seine Aufgaben im Tierheim fortgeführt hätte. Tommy beschloss, dass das so nicht bleiben durfte und dass er uns an diese wichtige Aufgabe erinnern musste. Ursprünglich wollte er eine Katze auswählen, aber dann hatte er mich gesehen und ich wäre so wachsam, scharfsinnig und schlau, dass er aus dem Bauch heraus entschieden hätte mich zu besuchen und mir vorzuschlagen, dass ich diese wichtige Aufgabe, den Menschen von uns und unserem Leben zu erzählen, übernehmen sollte.

Ich komme nicht umhin zu sagen, dass mich seine wirklich gute Beobachtungsgabe sehr beeindruckt hat und ein wenig geschmeichelt war ich schon auch … er ist ein wirklich cleverer Kater!

So gebauchpinselt sagte ich ihm, dass ich das sehr gerne machen würde und dass ich eigentlich schon lange auf eine sinnvolle Aufgabe gewartet hätte. Als Tommy das hörte, stellten sich seine Schnurrhaare auf, seine Augen leuchteten und kurz bevor er verschwand sagte er noch: “Ich habe nichts anderes von Dir erwartet und Du wirst sehen, wenn Du den Menschen von Euch erzählst, merkst Du, dass sie sich wirklich für Euch interessieren und gar nicht genug hören können. Viel Erfolg und hol Dir Unterstützung bei den anderen Tieren.”

Da saß ich nun … mit einer großen Aufgabe und keiner Ahnung, was ich genau machen sollte.

Inzwischen denke ich, dass Tommy recht hat – es ist wichtig, dass wir Tierheimtiere eine Stimme haben und meine Aufgabe ist es nun, sie zu nutzen.

Von nun an werde ich die Dinge genau beobachten und werde auch meine Mitbewohner anhören … ja, auch die Katzen, damit ich Euch berichten kann und ihr so einen ganz anderen Einblick in unser Leben bekommt.

Seid sicher, Leute: ab jetzt passt der Spitz auf!
Euer Atreju