Ein Spitz in eigener Sache…
Hallo Freunde,
ach – was wollte ich nicht alles für Euch in Erfahrung bringen, um interessante Neuigkeiten aus dem Tierheim zu berichten … aber dieses Mal werde ich fast nur über mich selbst schreiben. In den letzten Wochen war ich sehr mit mir beschäftigt, weil es mir nicht so gut ging …
Ich weiß gar nicht genau, wie es eigentlich angefangen hat … aber so richtig gut gefühlt habe ich mich nicht. Fast noch, bevor ich das selber wirklich gemerkt habe, haben meine Menschen aus dem Tierheim schon darüber gesprochen. Bald fielen so Bemerkungen wie “da müssen wir auf jeden Fall einen Termin machen” und ich dachte noch “Klasse, da bekomme ich bestimmt extra Leckerchen und Streicheleinheiten” … das wäre auch definitiv die Medizin meiner Wahl gewesen, aber irgendwie kam alles ganz anders…
Eines schönen Vormittags, als ich noch dachte, dass wir entspannt spazieren gehen würden, sollte ich statt dessen ins Tierheim Auto springen. Ich war schon irritiert, habe das aber vorbildlich gemacht. Ein kleiner Teil von mir hoffte auch noch, dass dort vielleicht die erwarteten extra Leckerchen wären, aber dummerweise kam es genau anders herum … das Auto fuhr los und ich beobachtete ganz genau, wie alles an uns vorbei rauschte und statt Leckerchen rein kam das Frühstück wieder raus … ich kann nämlich nicht ganz so gut im Auto mitfahren.
An der Stelle war der Tag für mich eigentlich schon gelaufen und ich dachte, dass es wohl kaum schlimmer kommen könnte, aber Ihr glaubt ja nicht, was noch alles passiert ist. Das Auto stoppte irgendwann und bevor wir ein mir vollkommen fremdes Gebäude betraten, wurde mir noch so ein komisches Plastikteil über meine Schnauze gezogen. Bisher kannte ich das nur, weil ich dadurch auch schon einmal Leckerchen bekommen habe, aber ich musste es noch nie wirklich auflassen. Das hat mich ziemlich gestört. Sie meinten das wäre zur Sicherheit … verstanden habe ich das aber nicht, ich war ja schließlich nicht in Gefahr.
Nun denn … mit Plastikteil über der Nase ging es in einen Raum, in dem auch noch unbekannte Menschen warteten und als wäre das nicht schon genug, wurde ich auch noch auf einen Tisch gehoben! Das war wirklich der Gipfel des Unfassbaren – jeder, der mich kennt, weiß, wie wichtig mir fester Boden unter meinen Pfoten ist. Ab da habe ich auch nichts mehr mit bekommen … rückwirkend weiß ich jetzt auch, dass ich da beim Tierarzt war und wirklich wichtige Informationen bekommen hätte, wenn ich zugehört hätte, aber ich war so aufgeregt, dass das Nächste, was ich wahr genommen habe, die köstlich duftende Leberwurst war, die der Mann mir vor die Nase hielt. Einen kurzen Moment dachte ich noch “endlich einer, der es drauf hat und mir die extra Leckerchen gibt” aber dann war ich doch einfach froh, dass wir wieder da raus konnten. Wir fuhren zurück zum Tierheim und da musste ich mich dann auch erst einmal von der ganzen Aufregung erholen.
Ein paar Tage passierte dann gar nichts besonderes, bis ich irgendwann so ein paar Wortfetzen aufgeschnappt habe “die Ergebnisse sind da”, “Futter umstellen”, “bekommt Tabletten” … das hat mich zunächst nicht weiter beunruhigt bis … ja bis … zur nächsten Fütterung. In freudiger Erwartung sehe ich meine Mahlzeit kommen, wedele fröhlich mit dem Schwanz, die Schüssel wird hingestellt und nach Bruchteilen von Sekunden meldet meine Nase “igitt, was ist das – auf keinen Fall fressen!”. Entsetzt habe ich zu meiner Tierpflegerin geschaut, aber die sagte nur: “Atreju, du bist krank! Du bekommst fettreduzierte Schonkost. Iß mal – das ist gut für Dich.”
Gut für mich? Habt Ihr da mal dran gerochen? Das war doch kein Futter für einen gestandenen Hund! Ihr Menschen redet doch viel über Ernährung … Fett ist ein Geschmacksträger! Was mir da vorgesetzt wurde, war ungenießbar! Ich habe dann doch mal vorsichtig probiert … das war wie geschreddertes Papier! Was immer ich auch haben sollte, davon konnte doch kein Hund gesund werden! Selten habe ich mir so sehr gewünscht, reden zu können, wie in diesem Moment.
Okay, eins nach dem anderen … ich gebe zu, dass sich wirklich alle sehr gut um mich kümmern und natürlich habe ich auch gespürt, dass sie sich viele Gedanken um mich machen – ich habe ja auch gespürt, dass es mir nicht richtig gut ging – und ich weiß das alles auch sehr zu schätzen und habe zur Zeit alle ein bisschen mehr lieb als sonst … aber beim Fressen hört der Spaß dann auch auf!
Es passierten dann noch ganz viele Sachen – es würde wirklich zu weit führen, alles genau zu erzählen. Ich musste wieder Auto fahren (hat aber besser geklappt), kam in ein anderes, fremdes Gebäude – da gab es nicht einmal Leberwurst – und musste dort sogar ein paar Stunden ohne meine Menschen bleiben, aber ich kann mich auch gar nicht an viel erinnern. Es wurde auch eine Videokamera in meinem Zwinger installiert – das ist aber ganz gut, weil jeden Tag jemand bei mir sitzt und die Daten ausliest.
In aller erster Linie war ich damit beschäftigt, allen verständlich zu machen, dass etwas mit meinem Futter passieren musste. Es hat einige Zeit gedauert, aber schlussendlich haben sie mich verstanden und ein Futter gefunden, mit dem wir alle zufrieden waren. Soll ich euch was verraten? Es wurde sogar für mich gekocht … Hähnchenfleisch … das mag ich so richtig gerne …
Die letzten Wochen waren wirklich verwirrend – nicht nur für mich. Und Ihr werdet sicher jetzt sagen: “Konntest Du denn nicht mal zuhören, Atreju? Damit wir auch wissen, was Dir fehlt …” und damit habt Ihr vollkommen recht, ich ärgere mich jetzt auch, dass ich immer auf die falschen Dinge geachtet habe und am Ende nicht schlauer war als vorher … aber ich wäre ja nicht Euer Atreju, wenn ich das Problem nicht gelöst hätte … ich habe recherchiert, die Ohren offen gehalten, Menschengespräche belauscht und ich bin mir zu 99,9 % sicher, dass ich jetzt weiß, was mir fehlt: ich habe die Männergrippe!! Nach allem, was ich gehört habe, ist das die einzig plausible Erklärung. Und noch immer bin ich überzeugt – mit extra Leckerchen und Streicheleinheiten bekommen wir das in den Griff.
Eine Neuigkeit habe ich aber noch für Euch: Danilo hat ein Zuhause gefunden! Viele von Euch werden wissen, dass wir nicht das waren, was man Freunde nennen würde, aber am Ende halten wir Tierheimhunde zusammen und ich freue mich für ihn!
So Ihr Lieben … ich nehme weiter brav meine Tabletten, damit es mir stetig besser geht, und verspreche Euch, dass ich beim nächsten Mal nicht nur über mich schreibe.
Wünscht mir bis dahin “Gute Besserung” und denkt an mich
Euer Atreju