Gibt es die perfekte Vermittlung?

… ja, die gibt es!
Haben wir ein Rezept für die perfekte Vermittlung? Nein, das haben wir leider nicht.
In dieser Woche kam es zu Fragen und Irritationen in Bezug auf die Vorgehensweise bei der Vermittlung von Hunden. Gerne möchten wir Euch etwas mehr über den Vermittlungsvorgang bei uns erzählen. Dieser Beitrag wird sich größtenteils auf die Vermittlung von Hunden beziehen, wobei vieles auch auf die Vorgehensweise bei anderen Tieren übertragbar ist.
In der Regel kommt ein Interessent zu uns und sucht einen Hund. Manchmal hat er schon einen unserer Hunde konkret im Auge – durch die Homepage oder auch Facebook – ein anderes Mal sind die Hunde, die wir in der Vermittlung haben noch unbekannt.
Kommt ein Interessent für einen bestimmten Hund, fragen wir direkt die Eckpunkte ab. Wissen wir zum Beispiel, dass der gewünschte Hund nicht mit Kindern kompatibel ist, wäre eine unserer ersten Fragen, ob Kinder im alltäglichen Umfeld sind. So “arbeiten” wir uns im Gespräch immer weiter vor, um entweder zu dem Ergebnis zu kommen, dass Wunschhund und Interessent zusammen passen könnten oder eben leider auch nicht. Wenn es nicht passt und wir auch keinen Hund in der Vermittlung haben, der zu den Wünschen und Begebenheiten passt, endet die Vermittlung an der Stelle. Die Frage, die uns dann häufig gestellt wird “Kann ich ihn denn trotzdem mal sehen?” verneinen wir zum Wohl der Hunde, um ihnen nicht notwendigen Stress zu ersparen.
Ergibt das Erstgespräch, dass die Bedürfnisse des Hundes und die Vorraussetzungen und Vorstellungen des Interessenten zusammen passen, kann der Hund kennen gelernt werden. Hierbei beobachten wir weiter, ob der Umgang mit dem Hund mit dem zuvor Erzählten überein stimmt. Das ist kein Test oder ein argwöhnisches Beobachten sondern einfach weitere Teile des Puzzles, ob Mensch und Hund zusammen passen.
Natürlich haben wir vorrangig das Wohl des Hundes im Auge, aber nur, wenn der Mensch sich mit dem Hund wohl fühlt und den Aufgaben und manchmal auch Problemen, die der Wunschhund im Gepäck hat, gewachsen ist, können alle zufrieden werden. Die beste Einstellung und Motivation nützt nichts, wenn die Herausforderung zu groß ist. Eine Überschätzung der eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten führt seltenst zu einem harmonischen Miteinander sondern zu Unzufriedenheit und Enttäuschung.
Jeder sollte sich nur die Aufgaben zumuten, die er bereit und fähig ist zu bewältigen. Es ist vollkommen in Ordnung, einen lieben und unkomplizierten Hund zu suchen, weil man sich nicht mehr als den normalen Alltagsproblemen stellen möchte. Der Interessent mit einem klaren Bild vom Zusammenleben mit Hund ist uns sehr willkommen – denn dieser Interessent versteht auch, wenn und warum ein Hund nicht in dieses Bild hinein passt.
Schwieriger wird es, wenn es der Wunsch nach “dem einen” Hund ist, in den man sich sofort verliebt hat, als man nur das Bild gesehen hat. Wir alle können uns nicht des Wow-Effektes eines ersten Eindrucks entziehen, aber man darf das Wunschdenken nicht mit Gewalt in die Realität übertragen wollen.
Wer schon mit Bewegungsbeeinträchtigungen oder sogar mit Gehhilfen zu uns kommt, kann trotz der besten Absichten nicht das passende Zuhause für einen sportlichen und lauffreudigen Hund sein – was nicht bedeutet, dass er nicht das perfekte Zuhause für einen anderen Hund sein kann.
Und genau das ist es, was wir für unserer Hunde suchen: das perfect Match. Und das versuchen wir durch viele Gespräche, Aufklärung und Beobachtung zu finden.
Passen Theorie und Praxis nun auch gut zueinander, vereinbaren wir weitere Besuchstermine. Zum einen ist es einfach schön, wenn der Hund seinen Menschen schon im aktuell vertrauten Umfeld kennen lernen kann, zum anderen gibt das den Interessenten Zeit, sich ihrer Entscheidung sicher zu werden … oder auch sich umzuentscheiden. Wenn jemand schon mehrfach da war und dann sagt, dass er sich nicht wohl fühlt mit dem Hund, ist das für uns absolut in Ordnung.
Die Anzahl der Besuchstermine ist nicht festgelegt. Das variiert auch viel nach dem einzelnen Hund und den Aufgaben, die er im Gepäck hat.
Passt nun immer noch alles, erfolgt eine Vorkontrolle im künftigen Zuhause und ein tierärztlicher Ausgangscheck. Erst wenn das alles durchlaufen ist, kann ein Hund ausziehen. Dieser Prozess kann 1 – 2 Wochen dauern oder auch 1 – 2 Monate. Wir haben keinen Druck, dass ein Hund bei uns möglichst schnell weg muss.
Wie kommt es nun zu Rückläufern? Und vor allem, wie kommt es zu Rückläufern, nach so kurzer Zeit?
Es gibt einfach keine Möglichkeit, in die Köpfe von Menschen zu gucken. Wir handeln nach bestem Wissen und Gewissen und im Interesse der Tiere. Aber manchmal kommen Interessenten, die einen perfekten Eindruck hinterlassen … die die richtigen Dinge sagen, den richtigen Umgang mit dem Hund zeigen und die richtigen Voraussetzungen mitbringen … wo es aber leider zwischen Wunsch und Wirklichkeit eine große Lücke gibt. Wir haben noch nicht erlebt, dass das Vorsatz oder böse Absicht ist, dennoch ist es natürlich eine fatale Situation für den Hund. Man könnte das als den toten Winkel in der Vermittlung bezeichnen, wenn Menschen so sehr von ihrem Wunsch angetrieben werden, dass sie sich selber überzeugen, dass es keine Probleme gibt. Und wer selber absolut überzeugt von seiner Entscheidung und seinem Handeln ist, der ist kaum zu “enttarnen” – denn er versucht nicht uns zu täuschen, sondern hat bereits sich selbst getäuscht. Diese Täuschung fällt dann natürlich in sich zusammen, wenn die Realität / der Hund im Haus Fakten schafft.
Natürlich ruft eine solche Situation bei uns Wut und Enttäuschung hervor, aber wir verstehen auch, dass niemand so etwas vorsätzlich macht oder weil ihm Tiere nichts wert sind. Und es ist vollkommen richtig, dann möglichst schnell zu handeln, damit kein größerer Schaden entsteht.
Es liegt einfach in niemandes Hand, alle Dinge zu kontrollieren und beeinflussen.
Wir wünschen uns, dass dieser Einblick in unserer Vermittlung hilfreich war, und wir wünschen uns auch, dass Interessenten, die für einen Hund nicht in Frage kamen, verstehen, dass das keine Kritik an ihrer Person ist, sondern wir unserer Entscheidungen vor dem Hintergrund treffen, dass wir in einem künftigen Zuhause die Bedürfnisse von Mensch UND Hund erfüllt wissen wollen.