Grüße vom Krankenlager

So … nun sitze ich hier und schicke Euch Grüße aus der Zwangspause.

Ihr wollt wissen, was passiert ist? Ich kann Euch sagen: das will ich auch! Zumindest kann ich Euch die Geschichte mal so erzählen, wie ich sie nun erlebt habe:

Es stand schon einige Zeit fest, dass ich mal zum Zahnarzt müsste. Natürlich war das keine Information, über die ich mich gefreut hätte … aber anders herum – wieder besser kauen können, war auch nicht die schlechteste Perspektive. Vergangene Woche haben meine Mitarbeiter gesagt: “Paula, Du gehst jetzt zum Zahnarzt. Mach Dir keine Sorgen – wir kümmern uns hier um alles!” Keine Sorgen machen … die sind lustig … sicher weiß ich, dass sie immer alles ordentlich und gewissenhaft machen und ich mich jederzeit auf sie verlassen kann, aber so ganz mag ich die Kontrolle ja nicht aus den Pfoten geben.

Als Hotelmanagerin bin ich halt für alles verantwortlich – da kann man nicht so einfach ausfallen. Kürzlich habe ich mich sogar selbst um den Wareneingang gekümmert … ach, ich glaube Ihr nennt das anders … bei Euch heißt das Spenden. Aber wie auch immer – sogar diese Lieferungen überwache ich regelmäßig. Zum Glück kann ich da auch sagen, dass unsere Lieferanten sehr gewissenhaft und zuverlässig sind. Sogar auf ganz besondere Bestellungen wird umgehend reagiert. Vergangenes Jahr hatten wir ja plötzlich ziemlich viele Kitten und gar nicht so viel Kittenfutter. Da haben wir ganz spontan Kittenfutter bestellt und es wurde so schnell und reichlich geliefert, dass wirklich alle gut versorgt werden konnten. An dieser Stelle einfach mal ein Danke Schön an unsere tollen Lieferanten!

Mit dieser ganzen Verantwortung, die auf meinen Katzenschultern lastet, kann man die Dinge nicht einfach laufen lassen. Sogar die Bauaufsicht für den neuen Hoteltrakt für die Hunde obliegt mir. Auch da kontrolliere ich die Materialien und mache jede Nacht (tagsüber komme ich da gar nicht zu) eine Baustellenbegehung. Stellt Euch mal vor, niemand hat da ein Auge drauf und am Ende müssten die Hunde sich durch eine Katzenklappe quetschen … ich will ja nicht sagen, dass meine Aufsichtsfunktion wichtiger wäre als der eigentliche Bau, aber zu unterschätzen ist diese Kontrolle keinesfalls!

Ich komme vom Thema ab … wie gesagt, vergangene Woche war also nun mein Zahnarzttermin. Was mir vorher niemand gesagt hatte, war, dass ich schon am Tag vor dem Termin aus dem Verkehr gezogen würde … ich wurde in den Spezial-Wellness-Bereich gebracht. In diesen Bereich kommen Gäste (allerdings nur Gäste des Katzenhauses), die besondere Bedürfnisse haben. Die Zimmer sind nicht so groß, dafür sind die Böden wohltuend beheizt, man bekommt sein Futter a´la Carte nicht vom Buffett und genießt wirklich viel Ruhe und Aufmerksamkeit. Ich glaube in Eurer Sprache nennt man diesen Bereich Quarantäne. Soweit – so gut … meine a ´la Carte Mahlzeit fiel dann aus! Irgendjemand sagte etwas von nüchtern aber ich fürchte, man hat mich einfach vergessen.

Am nächsten Morgen wurde ich dann zum Zahnarzt gebracht und ab da weiß ich leider nicht mehr so viel. Ein kleiner Pieks und ich fiel in einen tiefen Schlaf … als ich wieder aufwachte, war das erste, was ich bemerkt habe, ein komisches Gefühl am Bauch. Ich war noch sehr müde und es kostete mich viel Konzentration, dieses Gefühl weiter zu erkunden … ich konnte es auch gar nicht glauben, aber offensichtlich war da eine Art Verband und darunter eine Naht … am Bauch … wo hatten die mich nur hin gebracht, dass da jemand die Zähne im Bauch sucht ? Könnt Ihr Euch meine Panik und mein Entsetzen vorstellen? War ich entführt worden und in den Fängen der Organmafia?

Die bleierne Müdigkeit ergriff wieder Besitz von mir und ich fiel in einen traumlosen Schlaf – zum Glück … sonst hätten mich sicher Alpträume verfolgt.

Irgendwann hörte ich vertraute Stimmen und bekam mit, wie ich nach einer weiteren Autofahrt wieder ein Zimmer im Spezial-Wellness-Bereich bekam. Zum Glück hatten sie mich gesucht, gefunden und mit nach Hause genommen … auf alles andere würden sich sicher noch Antworten finden. Aber jetzt, wo ich mich in Sicherheit wußte, wollte ich mich erst einmal weiter ausruhen.

Nachdem ich mich gründlich ausgeschlafen hatte, sah alles gar nicht mehr so schlimm aus. Mir war auch aufgefallen, dass die Zähne sich besser anfühlten und tatsächlich schien auch nichts in mir zu fehlen – jedenfalls nichts, was mir aufgefallen wäre. Ich bekam eine wunderbare – wenn auch zu kleine – a ´la Carte Mahlzeit, jede Menge Streicheleinheiten und niemand schien besonders aufgeregt über das, was passiert war. Also beschloss ich, allen Gesprächen aufmerksam zu lauschen, damit auch ich endlich erfahren sollte, was denn da nun eigentlich passiert war. Auf die Antworten zu meinen Fragen musste ich auch gar nicht lange warten: meine Zähne wurden gar nicht im Bauch gesucht – der Doc wusste doch ganz genau, wo sie sich befanden – aber es stellte ich heraus, dass ich einen Nabelbruch hatte und damit der nicht zu Komplikationen führen würde, hat man das direkt operiert. Im Nachhinein fand ich das sehr umsichtig – schließlich wäre es kaum eine Option gewesen, dass ich ein zweites Mal ausfalle.

Jetzt hat man mir “Zwangs-Wellness” verordnet … ich muss noch ein bisschen hier bleiben und nachdem ich anfangs doch sehr ungehalten darüber war, habe ich irgendwann zu mir gesagt: “Ach, Paula, genieße die Zeit einfach – irgendwie hast Du Dir das auch mal verdient” … als ich dann noch ein Baldriankissen bekam, war ich die Entspannung selbst.

Bei soviel Ruhe hat man auch unwillkürlich Zeit zum Nachdenken. Ein paar Gedanken möchte ich mit Euch teilen:

Mein Hotel für temporär hilfebedürftige Tiere ist ja eine Zwischenstation. Unsere Gäste sollen vom Hotel in ein passendes Zuhause ziehen. Deshalb kommen auch immer viele Besucher, die ein Zuhause anbieten möchten. Besonders im Katzenhaus fragen doch sehr viele nach Kitten. Natürlich kann auch ich nachvollziehen, dass so ein Katzen-Baby Euch Zweibeiner besonders berührt, dass es der Wunsch ist, ein Katzen-Baby beim Großwerden zu begleiten und so die maximal mögliche Zeit des Zusammenseins auszukosten. Aber alle unsere Gäste suchen ein Zuhause und alle werden durch ihre Persönlichkeit in dem passenden Zuhause eine solche Bereicherung sein … das ist gar keine Frage des Alters!

Und natürlich gibt es auch eine Kehrseite der Medaille … die Kitten, die bei uns landen kommen nicht aus einem behüteten Zuhause – nein, es sind häufig die Nachkommen freilebender Katzen. Und was das in der Konsequenz heißt müssen wir immer wieder aufs Neue schmerzlich erfahren: häufig ist schon die Mutter krank und so ist es logisch, dass auch die Kleinen, deren Abwehrkräfte noch so schwach sind, erkranken. Jedes Jahr kämpfen wir, um kranken Kitten in ein gesundes Leben zu verhelfen. Der Aufwand und die Emotionen die dahinter stehen, sieht man nicht mehr, wenn dann ein Kätzchen unser Hotel verlässt. Und man sieht auch nicht die armen Würmchen, die es nicht schaffen und in unseren Armen sterben. Ich kann Euch versichern: meine Leute kämpfen für die Kleinen, als wären sie selbst die Katzenmamis, aber manchmal ist es ein Kampf gegen Windmühlen.

Die Lösung wäre so einfach – sie heißt: Kastrieren und Impfen. Man erreicht natürlich mal nicht so eben, alle freilebenden Katzen, aber jede Katze, die ein Zuhause hat, zu einem Hof gehört oder von jemandem gefüttert wird, sollte kastriert und geimpft werden!

Manchmal höre ich, wie jemand sagt: “Was denn … ich habe doch einen Kater – soll er doch seinen Spaß haben … habe ich ja nichts mit zu tun”. Ich kann gar nicht so laut fauchen oder meinen Fell so hoch aufstellen, wie mich so etwas aufregt.

Wer auch immer einer Katze ein Zuhause schenkt, sollte diese Tiere doch so sehr lieben, dass er sich auch um die Artgenossen des eigenen Vierbeiners sorgt … und wer schon einmal ein krankes Kitten hat sterben sehen, der weiß, dass das mit Spaß überhaupt nichts zu tun hat.

Wenn mein Hotel Job mal nicht mehr so aufwendig sein sollte, dann gehe ich in die Politik. Und ich werde mich für zwei große Themen einsetzen:

  1. Kastrations-, Kennzeichnungs- und Impfpflicht für alle Katzen.
  2. Katzenmilch für alle

Zu dem zweiten Punkt habe ich noch eine Anmerkung … ich hatte ja eingangs unsere Lieferanten gelobt .. ich habe keine Ahnung, ob ich auch dem Spezial-Wellness-Bereich Bestellungen aufgeben kann, aber ich versuche es einfach mal:

Ich bestelle hiermit Katzenmilch in ausreichender Menge! … oder auch ein bisschen mehr

Oh … jetzt bin ich mal gespannt, ob das klappt …

Bis dahin wünsche ich Euch alles Gute

Eure Paula