29.03.2015
29.03.2015
Tach auch!
Da sind wir also wieder… Im Laufe dieser Woche hatte ich so viele Themen auf meinem Zettel, über die ich heute mit Ihnen sprechen wollte, dass vermutlich dieses Internet geplatzt wäre, oder Sie vor dem Bildschirm eingeschlafen wären. Haben Sie ein Glück, dass ich meine Ideen-Liste im Moment nicht wieder finde – so beackern wir heute mal nur die Felder, an die ich mich erinnern kann.
Anfang der Woche wurden die Tierpflegerinnen zu einem speziellen „Notfall“ gerufen. Wie Sie sich inzwischen denken können, begann auch diese skurrile Geschichte mit einem ersten Telefonanruf. Eine ältere Dame rief an und bat darum ihren verrückt gewordenen Kater abzuholen und einzuschläfern. Sie hätte nun schon die letzte Nacht im Wohnzimmer auf dem Sofa verbracht, weil sie den Kater aus Angst vor ihm ins Schlafzimmer gesperrt hatte.
Mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen, einer Transportkiste und ein paar dicken Lederhandschuhen rückte unsere Katzen-Chefin aus, um den Tiger dingfest zu machen. Natürlich wurde er nicht eingeschläfert. Er ist nun erst mal in der Quarantäne, und wird eingehend untersucht und gecheckt. Wahrscheinlich war es ihm in der kleinen Wohnung bei der alten Dame zu langweilig, und deswegen hat er ihr ab und an mal ein paar Tatzenhiebe verpasst.
Bei den Hunden tat sich auch in dieser Woche einiges… Frodo, Nala und Tracy haben alle sehr gute Interessenten, und werden dann wohl auch kurzfristig ausziehen.
Auch wer keine Ahnung hat wann die Ferien anfangen, wenn man im Tierheim arbeitet merkt man es ganz schnell, wenn die erste Reisewelle beginnt. Gleich mehrere Kleintiere und Katzen zogen in den letzten Tagen bei uns ein. Ein besonders mieser Fall ereignete sich heute früh. Ich packe mir manchmal an den Kopf, was sich die Leute so denken… Irgendwann am frühen Sonntag-Morgen hörte ich ein Auto auf den Tierheim-Parkplatz fahren. Zuerst dachte ich, es könnten die Tierpfleger sein, aber als ich meine verschlafenen Gedanken sortiert hatte (dieser Mist mit der Zeitumstellung hat mich total aus dem Konzept gebracht, außerdem genieße ich es gerade sonntags auch mal ein bisschen länger zu schlafen – was ich mir in meinem Alter durchaus leisten darf!), dämmerte es mir, dass es für die Sonntags-Schicht noch viel zu früh war. Bis ich meine morschen Knochen dann in Bewegung gebracht hatte, und auf dem Parkplatz angekommen war, sah ich auch nur noch ein Auto den Feldweg entlangfahren. Fragen Sie gar nicht erst, ich konnte kein Kennzeichen erkennen und notieren. Ich bin fast 18 Jahre alt, ich kann diese Zeilen deswegen auch nur sonntags schreiben, weil dann hier keiner im Tierheim Büro am Computer sitzt, und weil dann hier auch weder Sylvie, noch Maggie, noch Jürgen die deponierte Lesebrille braucht… – anders ginge das hier gar nicht.
Lirum larum, kurz darauf kamen die Tierpfleger und entdeckten einen Transportkorb mit einem Kaninchen, einfach in den Regen gestellt. Nicht der erste Fall in diesem Jahr. Vor gut sechs Wochen mussten die Tierpfleger schon einmal Schlag auf Schlag innerhalb weniger Tage gut 10 Kaninchen aufnehmen, die an verschiedenen Stellen in Moers und Neukirchen-Vluyn ausgesetzt worden waren. Die Leute sind einfach skrupellos. Aber woher soll die Wertschätzung für ein Tier auch kommen, das man als Tierbaby einfach im Baumarkt kaufen kann?
Ich bin mal gespannt, was in den nächsten Tagen noch alles auf uns zukommt. Übrigens geht es der Amazone aus der Wohnungsräumung, immer noch sehr schlecht. Die Ärzte in einer Düsseldorfer Tierklinik versuchen im Moment immer noch alles, um diesen Vogel zu retten. Sie vermuten, dass der Vorbesitzer dem Tier überwiegend Tischreste zu fressen gegeben hat, denn sie bekommen Pedro nicht dazu endlich artgerechtes Papageienfutter zu mampfen.
Aber es gibt auch noch eine gute Nachricht… Unsere drei Tierheim-Giselas haben am letzten Sonntag auf dem Trödelmarkt in der Moerser Innenstadt gestanden und gespendete Sachen verkauft. Leider ging nahezu zeitgleich hier im Tierheim die Heizung kaputt, und die Reparatur wird die Einnahmen aus dem Flohmarkt komplett auffressen. Es ist echt ein Kreuz, ich bekomme es ab und zu mit, wenn hier am Freitag-Abend der Vorstand seine Sitzungen abhält, da wird um jeden Euro gekämpft, und dann passiert wieder etwas Unvorhergesehenes und die ganze Mühe scheint umsonst gewesen zu sein. Ach, das ist ein gutes Stichwort, demnächst möchte ich Ihnen mal ein bisschen was zu den Tierheim-Finanzen schreiben – nicht um zu betteln, sondern einfach damit Sie mal eine Idee haben, wie sich die Leute hier abrackern müssen, damit ich und meine Kumpels hier versorgt werden können.
Diese Woche fiel die Vorstandssitzung ausnahmsweise Mal aus – dafür trafen sich viele unserer Ehrenamtlichen mit dem Vorstand zum „Ehrenamtlichen Stammtisch“. Da kann man sich dann untereinander kennenlernen, Gedanken und Erfahrungen austauschen, und bekommt auch ein paar Informationen zu dem Geschehen „hinter den Kulissen“ im Tierheim. Vielleicht haben Sie ja Lust beim nächsten Mal auch mit dabei zu sein? Ich werde Sie informieren…!
Naja, wie gesagt: ich muss nun ja auch schon mitarbeiten.
Bis dahin wünsche ich Ihnen eine gute Woche,
und denken Sie immer daran: „Kein Ei mit der Drei!“
Ihr Tommy.
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