Tommy’s Tierheim Kolumne vom 15.03.2015 (Teil 1)

Tach auch!

Mein Thron im Katzenhaus-Flur - zentraler geht fast nicht!
Mein Thron im Katzenhaus-Flur – zentraler geht fast nicht!

Für diejenigen die mich nicht kennen, stelle ich mich mal kurz vor: mein Name ist Tommy, ich bin hier Chefaufseher im Moerser Tierheim. Nein, einen Nachnamen habe ich nicht, da brauchen Sie mich gar nicht nach fragen… Wenn ich den wüsste, wäre ich wohl nicht mehr hier im Tierheim, sondern würde mir ganz gemütlich drei Mal am Tag eine Portion feinstes Putenfleisch servieren lassen…Inzwischen bin ich schon mehr als 10 Sommer hier Platzwart am Peschkenhof. Da das Geld im Tierheim und Tierschutzverein immer knapper wird, bin ich vom Vorstand nun auch verpflichtet worden meinen Beitrag zu leisten. Da ich hier am meisten von allen mitbekomme, soll ich Sie nun in Zukunft ab und zu über die Geschehnisse hier im Tierheim informieren…

Gut, dass ich hier schon seit vielen Jahren den Leuten auf die Finger schaue, denn es ist gar nicht so einfach mit der Computer-Tastatur umzugehen… Ich arbeite da lieber mit der Maus… *zwinker*

Okay, zum Start meiner neuen Kolumne habe ich mir mal die letzten Tage ausgesucht. Zu erzählen gibt es ja immer eine Menge aus dem Tierheim-Alltag – obwohl ich hier ja nur ein relativ kleines Tierheim beaufsichtige. Manchmal muss ich die Tierheim-Mitarbeiter echt für ihre Gelassenheit bewundern – könnte ich dieses Telefon-Dings bedienen… Ich kann Ihnen sagen!

Gut – ich schweife ab. Diese Woche war hier echt schon „die Wutz im Garten“ – im wahrsten Sinne des Wortes. Es begann mit einer Störung am frühen Montag-Morgen durch die Polizei. Normalerweise interessiert es mich nicht mehr, wenn die hier nachts vorfahren und einen Fundhund – oder ab und zu auch mal eine schnuckelige Fund-Mieze – in die Nachtbox setzen, aber mein Bauchgefühl sagte mir: „Tommy, das musst du dir mal näher ansehen!“. Also verließ ich mein Nachtlager im Katzenhaus-Flur, und begab mich auf die Hundewiese. Die Polizei fuhr gerade wieder davon, als ich mal mein empfindliches Näschen in den Türspalt der ersten Nachtbox steckte. Roch irgendwie komisch… Noch ein tiefer Zug. Ein Hund war das nicht, eine nette Mieze schon gar nicht, aber was dann? Ich versuchte mal durch den Schieber zu spinxen, aber sehen konnte ich nichts… Also musste ich tatsächlich warten, bis die Tierpflegerinnen ihren Dienst begannen – das wurmte mich ja schon ein bisschen.

Um acht war es dann endlich soweit – Frühstück! Während ich da so saß und mir eine ordentliche Portion Katzenfutter mit Fisch auf der Zunge zergehen ließ, kam ich ins grübeln… Irgendwas wollte ich doch noch… – Jau! Nachtzwinger auf der Hundewiese – so langsam müsste nun jemand vom Tierheim auch dort nach dem Rechten sehen. Angekommen auf der Hundewiese stolzierte ich erhobenen Schwanzes an Suma und Deico vorbei – Hunde sind so einfach zu provozieren! Herrlich…

An der Polizeibox angekommen: nix. Keiner da. Ich nahm noch mal ein Näschen voll des Geruchs aus der Box auf – inzwischen war der Geruch schon fast zu einem Gestank geworden – aber zuordnen konnte ich dieses Odeur nicht (Gucken Sie nicht so…! Ein Kater von Welt kann natürlich auch ein paar Brocken Französisch!). Also setzte ich meinen morgendlichen Rundgang fort. Der Parkplatz war schon gut gefüllt – aber montagsmorgens ist das nicht ungewöhnliches.

Im Büro wurde gerade ein „Fundhund“ abgegeben. Noch so ein Stinker. Kaum größer als eine Dose Katzenfutter… und Welpe. Hund an sich ist ja schon nervig, aber dann auch

erschöpftes Fundhund-Baby "Duplo"
erschöpftes Fundhund-Baby “Duplo”

noch Welpe…! Das ist nix mehr Katzen in meinem Alter – „hoffentlich wird der schnell wieder abgeholt“ dachte ich noch – aber ein paar Tage später ist „Duplo“ immer noch da, wird aber von der Tante aus dem Büro versorgt, so muss ich mich nicht um die katzengerechte

Erziehung kümmern, und dieses „Ach ist der süüüüüß!“ und „Ui, wie goldig!“ muss ich mir auch nicht den ganzen Tag anhören.

Okay, ich hatte das Büro also fluchtartig verlassen, und sehe gerade noch wie Tina in Richtung Hundewiese läuft…  Endlich! Als ich um die Ecke komme, steht Tina in der offenen Tür zur Nachtbox, und staunt nicht schlecht. Wirklich! Ich habe Tina selten mal sprachlos erlebt. Als ich auch endlich einen Blick erhaschen kann – meine Nase meldete inzwischen schon einige

Fund-Sau "Lissy"
Fund-Sau “Lissy”

Meter vorher „Alarm!“, traue ich meinen Augen kaum. In voller Pracht liegt da ein Mini-Schwein neben dem Hundekorb.

Nun wird es wuselig. Alle wollen einen Blick auf den ungewöhnlichen Tierheim-Gast erhaschen. Während die erste Kontaktaufnahme zum Schweinchen passiert, werden gleich

Fotos gemacht und an die Mädels geschickt, die die Facebook-Seite des Tierheims pflegen – wenn Sie mich fragen, ich halte ja von so einem neumodischen Kram nicht so viel, aber sei es drum.

Innerhalb weniger Stunden wird der Aufruf des Tierheims über dieses Facebook weiter verbreitet – so wird sicher schnell der Besitzer von dem Borstenvieh ausfindig gemacht. Inzwischen kam dann auch noch mal der Tierarzt um die heimatlose Sau zu untersuchen.

Was dann aber am nächsten Tag hier los war, das gab es schon lange nicht mehr – ich möchte mich sogar fast dazu hinreißen lassen und sagen: das gab es noch nie! Den ganzen Tag über gab es Trubel rund um Miss Marple. Kameras, Mikrofone, Journalisten – Presse, Funk und

Gedränge vor dem (Behelfs-)Schweinestall mit Tierpfleger-Azubi Tina.
Gedränge vor dem (Behelfs-)Schweinestall mit Tierpfleger-Azubi Tina.

Fernsehen, alle wollten über das Moerser Fund-Schwein berichten – soll mir ja nur recht sein, je mehr Aufmerksamkeit das Tierheim bekommt, desto mehr Spenden kommen hoffentlich auch auf’s Konto, und ich muss vielleicht diesen Berichte-Quatsch nicht dauernd machen… Bin halt mehr so der „gechillte Typ“ – das hat zumindest vor ein paar Wochen ein Schülerpraktikant über mich gesagt.

Ach ja, Lissy – das Schweinchen – wurde übrigens am nächsten Tag von ihren Besitzern abgeholt… Im Gegensatz zu diesem kleinen Hund – der ist immer noch da!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine schöne Woche, ich werde wieder von mir hören lassen – dickes Katzen-Ehrenwort!

 

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