Bohne … sucht einen Fels in der Brandung
Name des Tiers: | Bohne |
Bestandsnummer: | 48_Ü_24 |
Aufnahmegrund: | Übereignung |
Im Tierheim seit: | 22.04.2024 |
Rasse: | Mischling |
Geschlecht: | weiblich, kastriert |
Farbe/Felllänge: | braun |
Geburtsdatum: | 30.07.2018 |
Schulterhöhe/Gewicht: | ca. 30 cm / 12 kg |
Fundort/Abgabegrund: | Überforderung |
Tierbeschreibung: |
Update Juli 2024
Seit drei Monaten ist die nun fast 6jährige Bohne schon bei uns und hatte nicht eine Anfrage.
Vielleicht oder wahrscheinlich liegt es daran, dass wir schreiben, dass es in ihrer Vergangenheit schon Zusammentreffen von Mensch und Hundezahn gab – das zu verschweigen wäre jedoch unseriös und unfair Mensch und Hund gegenüber.
Da wir Bohne´s Vergangenheit und die bester-Freund-des-Menschen-Fails nicht mehr ändern können, möchten wir Euch heute von Bohne erzählen, wie wir sie in den vergangenen drei Monaten kennengelernt haben.
An der grundlegenden Einschätzung, dass Bohne viele Unsicherheiten im Gepäck hat, hat sich nichts geändert. Einen Beißvorfall gab es bei uns jedoch nicht.
Gerne möchten wir erklären, warum das so ist. Hunde dürfen bei uns Hunde sein – sie dürfen sich freuen, Spaß haben oder auch schlechte Laune haben oder aggressives Verhalten zeigen (Aggression gehört einfach auch zur normalen hündischen Kommunikation) aber sie lernen von Tag 1 an unsere Regeln kennen. Es gibt keine Schonfrist oder einen Mitleidsbonus.
Und natürlich testen wir im Alltag auch immer Grenzen aus, um zu sehen, wo es einen Nachholbedarf an Regelwerk oder Verhaltensmustern gibt.
Bohne ist großartig – sie wäre der perfekte Hund, wenn sie nicht die Stimmung des Menschen sehr sensibel spiegeln würde. Wird der Mensch unsicher, spürt sie das sofort und ist in einer Art übervorsichtiger Alarmbereitschaft. Will man ihr beispielsweise ein Geschirr anlegen und ist besorgt, ob sie das mitmacht oder doch doof findet, spürt sie die Sorge und will sehr früh die schwierige Situation beenden … so entsteht der Zahnkontakt. Legt man ihr das Geschirr mit der selbstverständlichen Überzeugung an, dass das ganz normal ist, übernimmt sie diese Selbstverständlichkeit und ist nicht beunruhigt.
Für einen solchen Umgang ist aber natürlich neben einer ehrlichen inneren Ruhe auch eine gute Beziehungsarbeit die Basis, damit es fair bleibt. Regeln sind ein wichtiger Bestandteil der Beziehungsarbeit – sie geben jedem Hund einen sicheren Rahmen und damit auch Freiheit. Der Mensch muss klar und verlässlich sein … eben ein Fels in der Brandung.
Wie viele andere Hunde auch braucht Bohne Menschen, die Hund verstehen können und wollen und niemanden, der sich darauf verlässt, dass der Hund schon die richtigen Schlüsse aus dem menschlichen Verhalten zieht – das kann Bohne nicht leisten. Wird sie jedoch verstanden und als Hund wahrgenommen, kann sie genau der beste Freund sein, den man sich wünscht.
April 2024
Hinter der 5jährigen Bohne liegt eine Kleinanzeigenkarriere. Hatte sie zunächst in einer Familie gelebt, wurde sie vor einem halben Jahr über ein Kleinanzeigenportal zum Verkauf angeboten, weil ihr Verhalten nicht mehr in die Familienharmonie passte.
Ihren neuen Besitzern brachte sie schon beim Kennenlernen wenig Harmonie entgegen. Sie ließen sich jedoch von der Aussage der abgebenden Halter, dass sich das Verhalten nur beim Kennenlernen zeigt, beruhigen.
Jetzt – ein halbes Jahr später – waren wir die Anlaufstelle, da kein Ende der “Kennenlernphase” in Sicht war.
Wir konnten Bohne nun schon einige Tage kennenlernen und sehen eine sehr unsichere Hündin vor uns.
Unsicherheit ist selten ein guter Berater – bei Bohne führt sie situativ dazu, dass sie Situationen, die sie verunsichern, “wegschnappt”. So kam es in der Vergangenheit zu mehreren Zusammentreffen von Mensch und Hundezahn.
Ein Verhalten, das den Halter nicht selten – verständlicherweise – ebenso verunsichert und auch zögerlich werden lässt, was in der Folge die Probleme des Hundes verstärkt, da dieser sich in seiner Verunsicherung durch das Verhalten des Menschen bestärkt fühlt.
Bohne sucht nun Menschen, die ihr Zeit und Raum geben, Situationen erfassen zu können, sie dann aber auch sicher da durch begleiten.
Der Mensch muss sicher und souverän sein und darf sich nicht von der Unsicherheit anstecken lassen, sondern muss für Bohne ein Fels in der Brandung sein. So kann sie nach und nach viele Defizite aufholen und selbst an Sicherheit gewinnen.
Bohne muss endlich lernen dürfen, dass ihr Mensch ihr verlässlich durch Situationen hilft, die sie selber überfordern, damit auch ihr Alltagsstress ein Ende findet.
Spontane Besuche sind leider nicht möglich. Bei Interesse an Bohne stehen die vermittelnden Kollegen für telefonische Erstgespräche von Montag bis Freitag von 14 – 17 Uhr und Samstag von 13 – 16 Uhr zur Verfügung.
Wir bitten darum, sich an diese Zeiten zu halten, da nach den regulären Telefonzeiten alle Gespräche in den Notdienst umgeleitet werden und dieser natürlich Notfällen vorbehalten ist.
Alternativ erreichen Sie die vermittelnden Kollegen auch per Email: tierpfleger@tierheim-moers.de