Die Chefin zur Coronakrise
Hallo Ihr Lieben,
auch mir ist zu Ohren gekommen, dass im Moment Sorgen, Ängste und Einschränkungen vorherrschend sind. Das ist nicht nur bei Euch so, sondern auch in meinem Hotel. Viele meiner Gäste fragen sich, wie es mit ihnen weiter geht, und auch meine Mitarbeiter sind verunsichert.
In einer Zeit, in der eine solche Verunsicherung herrscht, ist es selbstverständlich, dass die Chefin – das bin ja bekanntlich ich – sich zu Wort meldet. Wie Ihr wisst, bin ich keine Ärztin oder Wissenschaftlerin sondern die Managerin eines Hotels für temporär hilfebedürftige Haustiere aller Art. Es gibt ganz bestimmt viele Fragen, auf die ich auch keine Antwort habe bzw nur das sagen kann, was der aktuelle Wissensstand ist, aber das möchte ich Euch gerne aus meiner Sicht schildern.
Dieses Corona Virus, das gerade das Leben von Euch Menschen beeinträchtigt, ist für uns Tiere ungefährlich. Ihr könnt uns nicht damit anstecken. Vielleicht wissen das einige von Euch: wir Katzen haben auch einen Corona Virus, der uns sehr krank macht. Bei uns heißt die Erkrankung FIP und die wiederum ist für den Menschen nicht ansteckend. Also nur weil etwas ähnlich ist, ist es noch lange nicht das Gleiche.
Jetzt möchte ich aber endlich loswerden, was ich zu sagen habe …
An alle meine Gäste:
Macht Euch keine Sorgen! Meine Mitarbeiter machen alles, damit es Euch gut geht. Eigentlich ändert sich für Euch nichts, außer dass im Moment keine Besucher kommen dürfen, die Euch in ein Forever Home mitnehmen möchten – aber Ihr wisst: mein Hotel ist Euer Zuhause auf Zeit. Wir versorgen Euch und kümmern uns um Eure Bedürfnisse.
Geht es einem von Euch schlecht, werdet Ihr medizinisch versorgt und in jeder freien Minute gibt es Streicheleinheiten, ein paar frische Kräuter oder ein Löffelchen Obstbrei und auch für Auslauf und Abwechslung wird gesorgt. Es rufen auch immer noch viele liebe Menschen an, die Euch ein Zuhause geben möchten. Sobald wir unsere Tore wieder öffnen dürfen, braucht Ihr ganz bestimmt nicht mehr lange warten, bis Ihr Eure Köfferchen packen dürft.
An alle meine Mitarbeiter:
Ich sehe, dass Ihr alles dafür macht, dass meine … unsere Gäste gut versorgt werden können und vor allem, dass das so bleibt. Ich weiß, dass es Euch nicht leicht gefallen ist, das Frühlingsfest abzusagen, das Tierheim zu schließen und die Arbeitspläne so zu ändern, dass bei einem Ausfall die Versorgung der Tiere weiterhin gewährleistet ist, sich dafür aber einige von Euch im Arbeitsalltag nicht mehr sehen können. Ihr habt aber all diese Entscheidungen genau in meinem Sinn getroffen. Wir müssen einfach alles dafür geben, dass es unseren Gästen auch in dieser schweren Zeit gut geht.
Jetzt habt Ihr sogar noch ein „Spendenmobil“ ins Leben gerufen, damit liebe Menschen, die uns helfen wollen, das auch machen können, dabei aber niemand ein Risiko eingeht. Die Idee ist so gut – die hätte von mir sein können. Und das einzige Mäuschen, das gerade bei uns wohnt, hat mir geflüstert, dass sogar schon Milch für mich im Spendenmobil war – großartig.
An alle Freunde meines Hotels:
Ich bin gerührt, dass Ihr Euch in einer Zeit, in der jeder schon mit seinen eigenen Sorgen und Nöten zu tun hat, auch Sorgen um uns und unsere Schützlinge macht. Immer wieder erreichen uns Anrufe mit Hilfsangeboten.
Seid nicht böse, dass wir nicht alle Angebote annehmen können. Außenkontakte sind zum Schutz auf ein Minimum reduziert, so dass jetzt leider nicht die richtige Zeit für neue, ehrenamtliche Hilfe im Tierheim ist. Aber Eure Anteilnahme und Fürsorge ist uns genau so viel wert. Und auch dass unser Spendenmobil so gut angenommen wird und wir darüber hinaus auch weitere Spenden (für uns bestelltes Futter oder finanzielle Unterstützung) erhalten, zeigt mir, dass wir – wie immer – in schwierigen Situationen auf Euch zählen können. Danke dafür.
An uns alle:
Diese Situation, die durch diese klitzekleine Kugel mit Noppen, hervorgerufen wurde, verunsichert uns alle. Und die Wucht der Geschehnisse und Einschränkungen ist für uns alle etwas absolut Neues. Tatsächlich ist es nun jeder Einzelne, der seinen Teil dazu beitragen muss, damit wir zur Normalität und zum gewohnten Alltag zurückkehren können. Selten wurden uns die möglichen Konsequenzen unseres Handelns so bewusst gemacht, wie jetzt gerade wo Fragen wie „Könnte ich infiziert sein? Könnte ich jemanden anstecken? Steckt mich womöglich jemand an?“ wie ein Damoklesschwert über uns schweben. Wie können wir diese Situation überstehen? Wir müssen Verantwortung tragen, deutlich mehr Verständnis für aktuelle Unannehmlichkeiten aufbringen und auch füreinander da sein und im Rahmen der Möglichkeiten einander helfen.
Ich weiß, dass das ungewöhnlich ernste Worte für mich waren … wobei … ich bin ja doch öfters mal ernst, nur dass das Thema dieses mal uns Tiere nur sekundär betrifft. Letztlich betreffen uns diese Umstände jedoch alle und machen nicht vor einer Hundehütte oder einer Katzenhöhle halt – deshalb wollte ich meine Sichtweise einfach gerne mit Euch teilen.
Bleibt alle gesund
Eure Paula