Ich kann den Frühling schon hören…

Hallo Ihr Lieben,

 

ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich habe das Gefühl, dass der Frühling schon vor der Türe steht. Auch wenn wir eigentlich noch mitten im Winter sind, scheint man den Lenz schon fühlen zu können. Die ersten sonnigen und milden Tage und das Vogelgezwitscher am Morgen scheinen den Winter verdrängen zu wollen.

 

Ich sehe dem Frühling 2020 mit Hoffen und Bangen entgegen. Ich bin ja nun keine Jungkatze mehr und habe schon viele Male erlebt, wie die Natur zu neuem Leben erwacht und es ist jedes Mal aufs Neue ein kleines Wunder … für mich ist es immer wieder der Beginn eines weiteren Jahreszeitenzykluses.

 

Paula, Du bist ja eine wahre Poetin“ höre ich Euch schon sagen und in dem gleichen Atemzug höre ich Eure Frage „Wenn Du das alles so schön findest – warum siehst Du dem Frühling dann auch mit Bangen entgegen?“

 

 

Es liegt im wahrsten Sinne des Wortes in der Natur der Dinge, dass der Frühling neues Leben mit sich bringt. Im vergangenen Jahr hatten wir gefühlt eine „Kitten-Schwemme“ – bis in den sehr späten Herbst hinein kamen Kitten zu uns.

Wir haben die gesamte Bandbreite der Möglichkeiten zu spüren bekommen. Kätzinnen, die trächtig zu uns kamen, jedoch nicht den Eindruck machten, verwildert zu sein. Auch trächtige Kätzinnen, die von Futterstellen für verwilderte Katzen kamen. Kitten, die offensichtlich mit dem Menschen vertraut und dennoch sich selbst überlassen waren. Und natürlich auch Kitten verwilderter Katzen.

 

 

Begleitet wurde dieses Potpourri von der gleichen Bandbreite an Problemen: Parasiten jeder Art & und Infektionskrankheiten jeder Art. Die Leidtragenden sind jedoch immer die selben: die Tiere. Alle, die das Schicksal zu uns oder natürlich auch zu anderen Tierschutzvereinen geführt hat, hatten sozusagen das große Los gezogen: sie wurden medizinisch versorgt, gepäppelt und in liebevolle und verantwortungsbewusste Zuhause vermittelt. 

Verwilderte Katzen haben häufig mit Krankheiten zu kämpfen – sich selbst überlassene Kitten sind Krankheiten und Gefahren noch sehr viel schutzloser ausgeliefert. Vermehrung durch unkastrierten Freigang zu fördern – oder auch nur hinzunehmen – heißt, den Tod billigend in Kauf zu nehmen. Ich weiß, dass viele kranke Kitten sterben, ehe sie eine Chance auf Hilfe bekommen. Ich weiß, dass viele süße Hinterhofkitten ihre ersten Erkundungstouren platt auf der Straße beenden. Ich weiß, dass wir nur der Spitze des Eisbergs helfen können.

Ich bedanke mich an dieser Stelle bei Tierheimen, Tierschutzvereinen, Tierärzten, Päpplern, Kuschlern und Dosenöffnern für diese so wertvolle Arbeit und Hilfe, die so bitter notwendig ist, weil es noch immer zu viele Katzenbesitzer gibt, die ihrer Verantwortung – zum großen Teil vorsätzlich – nicht gerecht werden und Städte und Kreise, die die Notwendigkeit einer gesetzlichen Grundlage nicht sehen (wollen ?).

 

 

Ich wünsche mir, dass jeder, der das hier liest und eine(n) unkastrierte(n) Kater/ Katze im Freigang hat, schon jetzt den Telefonhörer in der Hand hat und beim Tierarzt einen Termin zur Kastration vereinbart. Für die Erfüllung dieses Wunsches würde ich sogar meinen immer bestehenden Wunsch nach Katzenmilch eintauschen … und wer mich kennt weiß, was das für mich bedeutet.

 

Auch wenn die Kastration von Freigängern hier gerade das vorherrschende Thema ist, möchte ich natürlich nicht versäumen zu erwähnen, dass in meinen Augen auch Wohnungskatzen kastriert werden sollten. Ich setze mal als selbstverständlich voraus, dass das Vermehren von Katzen, um „süße, verspielte Katzenbabies“ für ein paar Euro in Kleinanzeigenportalen zu verscherbeln (zur Not auch einzeln) für uns alle hier absolut undenkbar und inakzeptabel ist und wir darüber somit nicht reden müssen…

 

Aber auch die Wohnungskatze kann entwischen – besonders, wenn sie intakt ist und die Natur ruft. An diesem Punkt beginnt der Kreislauf von neuem bzw. wird der Kreislauf der ungewollten Vermehrung nicht durchbrochen. Ist eine verantwortungsbewusste Einstellung zum Thema Vermehrung gegeben, ist die Kastration – auch von Wohnungskatzen – die logische Konsequenz.

 

Und natürlich geht ein Verantwortungsbewusstsein in Sachen Kastration Hand in Hand mit dem Thema Kennzeichnung der Katzen.

 

Leute, ganz ehrlich, auch wenn ich nicht fliegen kann und keinesfalls den bunten Flattermännern zu nahe treten möchte … manchmal habe ich das Gefühl, ein Papagei zu sein … wieder und wieder erzähle und erkläre ich die gleichen Dinge und viel zu oft bleibt nur die Hoffnung, dass es auch mal irgendwo ankommt.

 

Egal – wenn ich der erste flauschige Papagei sein muss, der Katzenmilch liebt, bin ich das halt … jedes einzelne Ohr, in das ich damit vordringe, ist es wert.

 

Hier kommt: Kennzeichnung – die zehnte…

 

Kennzeichnung UND Registrierung seiner Katze – egal ob Freigänger oder nicht – ist das Ticket nach Hause. Es ist jedoch nur ein Ticket – keine Garantie. Sofern ein vermisstes Tier z. B. zu uns kommt, können wir so direkt den Besitzer ermitteln und kontaktieren. Der Aufenthalt bei uns wird so auf eine Minimum reduziert und damit auch die Zeit der Sorge verkürzt. Wo bitte ist also der Nachteil, der so viele Katzenhalter davon abhält, ihr Tier zu kennzeichnen? Ich sehe keinen …

 

Ja, behält jemand einfach ein Fundtier (kommt leider zu oft vor), nutzt auch ein Chip nicht … und ja, wird ein Tier überfahren oder anderweitig verstorben aufgefunden und nur „entsorgt“, nutzt der Chip auch nicht … aber in allen anderen Fällen schon! Wo ist also das Problem?

 

Zum Abschluss habe ich noch drei „Pro-Kennzeichnungs-Geschichten“ aus dem späten letzten Jahr für Euch:

 

 

Fundkatze Tiara haben wir am 24.12.2019 am Fundort abgeholt. Sie war dem Tod näher als dem Leben. Tierklinik war die einzige Option und Vergiftung die Diagnose. Die Weihnachtstage in der Klinik zu verbringen, war das größte Geschenk, das wir Tiara machen konnten – denn das hat ihr Leben gerettet. Nachdem sie aus der Klinik entlassen wurde, war noch viel Fürsorge und Pflege notwendig, um sie wieder ganz auf die Beine zu stellen.

Wir geben immer unser Bestes für unsere Schützlinge und versuchen, es ihnen so angenehm wie möglich zu machen – aber wir sind halt nicht das vertraute Zuhause. Wenn Ihr Euch schlecht fühlt … wo möchtet Ihr da sein? Wer soll sich um Euch kümmern? Wer genießt Euer Vertrauen?

 

Tiara war nicht gechipt. Mitte Januar hat ihr Besitzer sie bei uns gefunden und abgeholt. Natürlich ist auch das ein Happy End, aber eins mit einem kleinen Beigeschmack.

Mitte Dezember kam Fundkater Santana zu uns. Er hatte einen Verkehrsunfall, den er (zum Glück) „nur“ mit einem Kieferbruch überstanden hat. Der Bruch wurde in der Klinik gerichtet und fixiert – kurz vor Weihnachten konnte Santana die Klinik verlassen und auf unsere Krankenstation umziehen. Er litt sehr unter der immer noch schmerzhaften Verletzung und auch das notwendige Tragen des Kragens hat nicht zu seinem Wohlbefinden beigetragen.

Wir haben ihn mit dem Löffel gefüttert, damit er überhaupt Nahrung zu sich nahm. Auch Santana war nicht gechipt, aber auch sein Besitzer hat ihn Anfang Januar bei uns gefunden und abgeholt. Und auch für Santana wäre es schöner gewesen, wenn er ein Rückfahrtticket gehabt hätte und im vertrauten Umfeld mit vertrauten Menschen hätte gesunden können.

Nach diesen Happy Ends mit Beigeschmack habe ich aber auch noch ein perfektes Happy End für Euch:

 

 

Am 23.12.2019 wurde Yoshi zu uns gebracht. Er wurde in Neukirchen-Vluyn gesichert und die Finderin hatte den ihr unbekannten Kater schon längere Zeit beobachtet. Wie des öfteren haben wir für dieses Fundtier viel Kritik auf Facebook erhalten, da wir „mal wieder einen Freigänger gepflückt hatten“. Dieser Vorwurf kommt meistens dann auf, wenn versierte Ferndiagnostiker anhand eines Kopfbildes den Gesamtzustand und auch direkt die Lebensumstände einer Katze erkennen können. 

Zum Glück hat die Finderin sich von solchen Anfeindungen nicht abschrecken lassen und hat den ihr unbekannten Kater zu uns gebracht. Yoshi (so hatten wir ihn genannt, tatsächlich heißt er Körmit) war zunächst sehr ungehalten uns gegenüber, so dass wir ihn zur Ruhe kommen ließen und an Heiligabend überprüften, ob er gechipt ist.

Und er war es! Yoshi / Körmit war seit 13 Monaten (!) vermisst und seine Besitzer waren überglücklich, ihn an Heiligabend wieder in die Arme schließen zu können. Was in den 13 Monaten passiert ist, sagt uns der Chip nicht, aber er hat ihn wieder nach Hause gebracht.

Wenn ich mir die Daten dieser drei Geschichten so ansehe, scheint das doch so etwas wie eine Weihnachtsbotschaft zu sein …

 

Also bitte, erkennt die Botschaft auch und lasst Eure Katzen kastrieren, kennzeichnen und registrieren … und wenn Ihr das nur mir zu liebe macht, damit ich nicht wirklich meinen Wunschtausch einlösen muss.

 

 

Eure Paula