Paulas persönlicher Albtraum

Hallo Ihr Lieben,

 

 

hier bin ich endlich mal wieder: Eure ziemlich erschöpfte Paula. Warum so erschöpft möchtet Ihr wissen? … was soll ich sagen … dieses Jahr scheint sich vorgenommen zu haben, mindestens so turbulent zu bleiben, wie es angefangen hat. Und bereits jetzt im Mai kann ich mich festlegen, welche Aussagen ich nicht mehr hören kann. Eigentlich habe ich mich schon länger festgelegt, aber jetzt schreibe ich es genau hier auf. Ihr seid neugierig? Hier kommt meine Top 3:

Unangefochten auf Platz 1 steht die Aussage “nein, nicht kastriert und auch nicht gechipt”. Im direkten Zusammenhang folgen Platz 2 und 3 “wir haben ja schon einen Termin gemacht” und “Ja, das haben wir vor.”, wo meine Schnurrhaare zu vibrieren anfangen und ich fassungslos von einem Bein aufs andere tänzele, wenn meine Mitarbeiter dann mit “Das ist sehr gut” antworten … ich meine Hallo? haben wir jetzt jeden Tag den ersten April und es gibt nur noch Clowns zum Frühstück? WER BITTE WILL DAS DENN GLAUBEN? … und ja ich weiß, dass das Schreiben in Großbuchstaben gleichzusetzen mit schreien ist … und genau danach ist mir bei dem Thema auch!

Selbst wenn dem Halter eines unkastrierten Freigängers egal ist, dass dieser Umstand Populations- und Krankheitselend massiv vergrößert – und diese Vorstellung lässt mich innerlich fauchen, denn wer sich ein Tier anschafft, sollte Tiere doch lieben oder wenigstens mögen – sollte man doch zumindest anerkennen, dass auch der eigene, unkastrierte Freigänger ein sehr viel größeres Risiko trägt, zu verunglücken oder auch krank zu werden. Unsere aktuellen Zahlen zeigen jedoch, dass beide gewichtigen Argumente offensichtlich auf taube Ohren stoßen.

 

Als ich dann mal ein wenig zur Ruhe kam, habe ich mir gesagt “Paula, Du darfst nicht so vorschnell urteilen … vielleicht geht es gar nicht anders … vielleicht gibt es keine Tierärzte mehr” und auch wenn ich meinen eigenen Einwand nicht richtig glauben konnte, habe ich das überprüft … denn keinesfalls wollte ich, dass mein Wutausbruch – und ich fürchte so muss man das schon nennen – möglicherweise ungerechtfertigt oder unfair ist.

 

Jetzt weiß ich, dass es mehr als genug Tierärzte gibt und die aktuelle Situation ausschließlich dem fehlenden Verantwortungsbewusstsein der Halter geschuldet ist. Traurig!

 

Und nur um ein paar gängigen aber eher mickrigen Erklärungsversuchen, mit denen wir uns rumschlagen müssen, den Wind aus den Segeln zu nehmen, gebe ich Euch jetzt ein paar Beispiele:

 

“Er / sie ist ja noch zu jung für die Kastration.” – Das kann sein und es ist auch löblich, sich um den richtigen Zeitpunkt Gedanken zu machen, aber dann gehört er / sie noch nicht in den Freigang *Punkt* – Freigang beginnt nach Kastration!

 

“Er / sie ist ja gar kein regelmäßiger Freigänger.” – Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: KEIN Freigang ohne Kastra – auch nicht ab und zu!

 

“Ist doch ein Kater … darf doch Spaß haben.” – Langsam wird es leider müßig die Konsequenzen wieder und wieder erklären zu müssen, nur weil Menschen ein projiziertes Vergnügen nicht einschränken wollen.

 

Und weil ich nicht nur von hier bis gleich denke, lasse ich Euch jetzt auch an meinen weiterführenden Gedanken teilhaben, dir uns hier zwar nicht unmittelbar betreffen, mir aber sehr große Sorgen bereiten.

 

Unsere Fundkatzen kann man in verschiedene Gruppen teilen:

Einige kommen zu uns, sind auch tatsächlich häufig kastriert – wenn auch nicht gekennzeichnet – werden vermisst und wieder abgeholt. Nicht ganz rund, aber okay – wobei hier natürlich auch die unkastrierten Katzen inakzeptabel sind.

 

 

Dann haben wir eine recht große Gruppe von Katzen, die recht jung sind (um 1 Jahr herum), weder kastriert noch gechipt, offensichtlich mit dem Menschen sehr vertraut … die aber weder vermisst noch abgeholt werden. Da drängt sich mir die Frage auf, ob rollige Katzen vielleicht doch irgendwie unangenehm sind oder Kitten einfach süßer … und da Katzen ja eh besser draußen aufgehoben sind, kann man ihnen ja vielleicht einfach mal die Freiheit “schenken”. 

Und dann gibt es noch eine ähnlich große Gruppe – manchmal kastriert, manchmal nicht … nie gechipt, auch nie vermisst … dafür aber krank. Da wir die Frage, ob es überhaupt noch Tierärzte gibt, schon beantwortet haben, tun sich für mich auch hier Abgründe auf.

Ich selber bin kastriert und kann keine Katzenmutter werden, aber NIEMALS könnte ich ein kleines Kätzchen sich selbst überlassen, weil es mit dem doofen Schnodder alles schmutzig macht und auch so laut atmet. Nur um Missverständnissen vorzubeugen: das ist nur ein Beispiel; in keinem Fall würde ich irgendeine Katze / irgendein Tier sich selbst überlassen!

Als wenn dieses Bild, was sich da abzeichnet, nicht schon schlimm genug wäre, drängt sich ja doch auch noch die Frage auf, wo diese Katzen denn eigentlich alle herkommen.

 

Nur zum Verständnis, worauf ich hinaus möchte: KEINE Katze, die von uns in ein neues Zuhause vermittelt wird, verlässt das Tierheim ungechipt. Zusammen mit den Vertragsunterlagen nehmen wir auch direkt die Registrierung auf den neuen Halter bei Findefix vor. Außer bei Kitten werden auch alle Katzen kastriert vermittelt. Bei Kitten ist jedoch die Kastration in der Vermittlungsgebühr enthalten und soll zum geeigneten Zeitpunkt durch unseren Tierarzt durchgeführt werden.

 

Ich gehe davon aus, dass das eine übliche Vorgehensweise ist, bei Katzen, die durch Tierschutzvereine ein Zuhause finden.

 

All diese Katzen hatten keine Kennzeichnung. Wo also kommen sie her? Es scheint ja einen riesigen Pool an Nachschub zu geben. Sind das dann womöglich die Nachkommen, der spaßhabenden Freigänger-Kater und der nicht der Natur ins Handwerk pfuschen wollenden Freigänger-Kätzinnen? Vermutlich seriös vertrieben über Kleinanzeigen-Portale und Social Media? Ich nenne das einen verantwortungslosen Katzen-Discounter und da schmeckt mir nicht mal meine Milch mehr!

 

Das Gedankenspiel um das Ausmaß dieser problematischen Situation überlasse ich mal Eurer Phantasie.

 

So, ich denke ich konnte meinen Unmut über diese inakzeptable Situation deutlich machen. Das alleine führt aber zu nichts! Die Frage ist, was muss passieren, damit die Situation sich ändert. Der Appell an das Verantwortungsbewusstsein der Tierhalter erreicht erfahrungsgemäß immer nur die, die sich eh verantwortungsbewusst verhalten. Die Zahl der durch einen Appell “Bekehrten” ist viel zu gering im Vergleich zur Zahl derer, die umdenken müssten. Also kann es nur ein offizieller Weg sein, der Veränderung bringt … eine Katzenschutzverordnung.

 

Werden dadurch alle Probleme sofort gelöst? – Nein, natürlich nicht.

Ist es der erste Schritt in die richtige Richtung? – Absolut!

 

 

Für unsere unmittelbare Situation würde das bedeuten, dass wir keine Katze mehr unkastriert und ohne Chip an den Besitzer herausgeben müssen. Wie sehr wir uns das wünschen würden, kann ich Euch gar nicht sagen … 

Ich schicke mein innigstes Schnurren an alle Städte / Kreise, die bereits eine Katzenschutzverordnung eingeführt haben oder dabei sind.

 

 

Und jede Stadt / Kreis, die nicht länger die Augen vor der offensichtlichen Problematik verschließt und beginnt, eine solche Verordnung auf den Weg zu bringen, lade ich persönlich auf eine Katzenmilch ein – da gebe ich Euch meine Pfote drauf.

Eigentlich schließe ich ja immer mit einer schönen Geschichte … heute möchte ich das tatsächlich mal nicht machen. Ich bin wirklich traurig über die aktuelle Situation und manchmal, wenn etwas nicht gut ist, sollte man es einfach so stehen lassen.

 

 

Eure Paula