Paulas Weihnachtsgruß

Hallo Ihr Lieben,

 

wer vielleicht schon ein- oder zweimal gelesen hat, was ich so schreibe, der weiß, dass ich öfters mal Themen anschneide, die eine erhobene Zeigekralle gut gebrauchen können … und ich gebe zu: ich erhebe meine Zeigekralle oft und gerne für Dinge, die mir missfallen.

 

Nun ist es nicht so, dass es mir an solchen Themen oder Erlebnissen mangelt – bei weitem nicht – aber ich habe mir für heute mal vorgenommen, nur Schönes zu schreiben. Immerhin neigt sich das Jahr dem Ende entgegen und ich möchte mich und Euch einfach mal auf die guten Erlebnisse besinnen. Zum Glück gibt es auch davon genug. Solltet Ihr doch mal zwischen den Zeilen mein Zeigekralle zucken sehen … seid mir einfach nicht böse, okay?

 

Jetzt aber Schluß mit dem Geplänkel – los geht´s mit Geschichten zum Freuen…

Vielleicht hat der ein oder andere von Euch es schon mitbekommen und vielleicht hatte sogar schon jemand das Vergnügen, persönlich Bekanntschaft zu machen: ich habe Verstärkung in meinem Samtpfoten-Team. Lissy, die als Fundkatze zu uns kam und das große Pech hatte, zweimal aus der Vermittlung zurück zu kommen gehört nun zum „Team Paula“. Nach der zweiten missglückten Vermittlung konnte ich mir Lissy´s Gejammer nicht mehr anhören und habe zu meinem dosenöffnenden Personal gesagt: “Leute, seht Ihr das denn nicht? Das ist Fügung … es soll einfach so sein, dass das Hotel Paula das Zuhause für Lissy ist.” 

Jetzt seid Ihr haarlosen Zweibeiner wirklich gut im Dosen öffnen, aber ansonsten manchmal auch eher langsam – was mir ganz klar war, hat dann doch noch etwas gedauert, aber schließlich war allen klar: Lissy wird hier fest angestellt.

Ich muss zugeben – ich habe mir davon mehr Arbeitserleichterung für mich versprochen, aber vielleicht war es auch mein Fehler, dass ich Lissy eingestellt habe, bevor ich ihr Aufgabengebiet festgelegt habe. Nun hat sie sich selber Aufgaben gesucht … und ich will ja auch nicht sagen, dass diese nicht wichtig sind … aber immer nur Liegeplätze testen ist dann doch etwas übertrieben. Vor allem, weil sich das sehr mit meinen Aufgaben überschneidet.

Es kam dann auch etwas Unruhe in das Arbeitsverhältnis. Immerhin bin ich die Chefin und muss ja auch mit der Leistung zufrieden sein. Wir konnten die Differenzen aber überbrücken und Lissy unterstützt mich nun beim abendlichen Rundgang, wo ich nach dem Rechten sehe und allen Gästen “Gute Nacht” sage. Außerdem hat sie ein wachsames Auge auf die Außenfutterstellen – da konnte ich mich eigentlich nie drum kümmern.

Lissy macht im übrigen einen hervorragenden Job in der Vorweihnachtszeit. Ich glaube, sie hat 24 Stunden ein wachsames Auge auf unseren Gabentisch. Tatsächlich schläft sie sogar dort, um ganz sicher zu sein, dass alle erfüllten Wünsche und Geschenke sorgsam gehütet und den richtigen Tierhäusern zugeordnet werden. Damit hat sie mich schon tief beeindruckt – ich würde wirklich sehr ungerne meine gemütliche Wäschekammer gegen Strohballen tauschen … Memo an mich: Lissy unbedingt eine Extra-Milch geben für diesen tollen Arbeitseinsatz.

Wo wir gerade von erfüllten Wünschen und Geschenken reden … wir alle sind zur Zeit überwältigt von all den lieben Spenden, die uns erreichen. Manche werden direkt zu uns ins Tierheim gebracht, andere werden in Futtermärkten gesammelt, wo auch unsere Wunschbäume stehen. Abgesehen von der direkten und auch so notwendigen Hilfe, die das für uns bedeutet, erleben wir das aber auch im besonderen Maße als Wertschätzung für unsere Arbeit. Für mich als Hotelchefin heißt das, dass Ihr seht, dass ich alles gebe, damit es meinen Gästen gut geht. Da habe ich fast ein kleines Rührungstränchen im Auge und dieses Gefühl kommt sehr nah an das gute Gefühl heran, das ich habe, wenn ich meine Katzenmilch schlecke. Ich danke Euch wirklich von ganzem Herzen dafür – auch im Namen aller meiner Mitarbeiter.

 

 

In der Vorweihnachtszeit erreichen uns wirklich die meisten Geschenke, von denen wir das gesamte Jahr noch profitieren, aber – und das muss wirklich mal gesagt werden – Ihr seid IMMER für uns da, wenn wir Hilfe brauchen. Ich weiß, dass Ihr uns gerne helft und manches mal fast froh seid, wenn wir Euch einfach mal sagen, wo wir gerade Hilfe benötigen. 

Jetzt will ich Euch aber mal ein internes Problem anvertrauen: meine menschlichen Angestellten tun sich da echt immer schwer mit. Wann immer ich Sorgen in ihren Augen sehe, sage ich: „Lasst uns um Hilfe bitten – wir sind nicht alleine.“ Aber jedes Mal sagen sie dann: „Wir schaffen das schon so … wir können doch nicht betteln…“ Das ist doch kein betteln, wenn man Hilfe braucht und danach fragt! Sie tun sich so schwer damit, dass ich dieses Jahr oftmals gar nicht diskutiert habe und wir Tiere haben das einfach selbst in die Hand genommen. Ich habe gesagt: „Mailo, Du hast Angst, dass Du wieder Bauchweh bekommst, weil Dein Futter leer ist? Erzähl das einfach den Leuten. Es gibt so viele liebe Menschen, denen es am Herzen liegt, dass es uns allen gut geht … wenn jeder eine Dose bringt, brauchst Du nie wieder Angst haben.“ oder auch „Karlchen, Du schämst Dich, dass Du so eine große Operation hattest und alles so teuer war? Schreib das genau so und du wirst erleben, dass wir nicht alleine sind.“

Und so war es auch. Wir Tiere haben einfach und ehrlich erzählt, wo die Probleme sind und jedes Mal ward Ihr für uns da. Als wir keine Kittenaufzuchtsmilch mehr hatten, gab es kurz nach unserem Aufruf in den umliegenden Futtermärkten keine Milch mehr zu kaufen. Wir hatten wirklich eine Kittenschwemme dieses Jahr und Ihr habt uns so unterstützt.

 

DANKE ! Danke, dass Ihr für uns da seid.

 

Und was ich auch einmal wirklich los werden möchte … danke, dass Ihr für uns da seid einfach, weil wir Euch in unseren Alltag mitnehmen. Ich sehe so viele Bilder, lese so viele Texte, die über großen emotionalen Druck Spenden sammeln, dass mir manchmal sogar meine Milch nicht schmeckt und ich bin sehr froh, dass Ihr unsere Sorgen und auch Nöte versteht, ohne dass wir Euch schlimme Bilder zeigen. Wir nehmen Euch gerne mit in unseren Alltag … auch wenn dieser nicht nur schöne Geschichten bereit hält, aber Ihr helft uns, ohne dass wir auf die Tränendrüse drücken. Für dieses Feingefühl und das genaue Hinsehen und Hinhören sagen wir danke. Manchmal, wenn ich nur in einem Nebensatz äußere, dass meine Milch knapp wird, bekomme ich sofort neue Milch gebracht * zwinkerzwinker *.

 

Nein, im Ernst … Ihr helft uns, einen guten Job machen zu können.

 

Soll ich Euch was sagen? Es hat richtig gut getan, dass alles mal so aufzuschreiben. Wir erleben wirklich tagtäglich schlimme Dinge und es ist wichtig, die schönen Erlebnisse hoch zu halten. Findet Ihr es nicht auch besser, ein gutes Gefühl aufleben, statt sich von negativen Erlebnissen runter ziehen zu lassen? Während ich das alles hier geschrieben habe, hat meine Zeigekralle nicht einmal gezuckt.

 

Ich fürchte, dass es auch im kommenden Jahr nicht ganz ohne Zeigekralle gehen wird, aber ich verspreche Euch, dass ich Euch auch immer etwas Schönes berichten werde.

 

 

Eure Paula