Tier gefunden … was nun?

Eigentlich sollte die Antwort darauf klar sein: ein Fundtier gehört ins Tierheim. Die Gründe dafür liegen auf der Hand:
– hier werden die Tiere tierärztlich untersucht und ggf behandelt
– hier werden die Tiere aktenkundig
– hier suchen Halter ihre vermissten Tiere
Leider werden wir mehr und mehr mit kuriosen Unterstellungen konfrontiert – mal direkt … mal lesen wir sie nur über uns. Aussagen wie “bring die Katze bloß nicht ins Tierheim, da wird sie in eine Box gesperrt”, “hat jemand einen Käfig, ich habe ein Kaninchen gefunden und will es behalten”, “halte den Hund doch bei Dir, im Tierheim kümmert sich niemand um ihn” uvm irritieren uns dann doch sehr.
Kommt ein Fundtier ordnungsgemäß zu uns und wir veröffentlichen es, wird besonders bei Katzen sehr schnell kommentiert, dass das Tier doch in einem guten Zustand ist, warum es denn nun im Tierheim sei oder sogar, dass man es wieder am Fundort hinsetzen solle, es würde sicher nach Hause finden. Viele Katzen, die zu uns kommen sind in keinem guten Zustand. Ein Foto stellt die Misstände selten dar, wird jedoch regelmäßig als “Diagnosegrundlage” genutzt.
Wir haben das schon mehrfach erwähnt, dass im Schnitt von 10 gefundenen Katzen MAXIMAL ein Freigänger aus seinem normalen Gebiet aufgegriffen wurde. Alle anderen, die abgeholt werden, wurden vermisst. Und ja … man kann auch Freigänger vermissen. Weicht ein Freigänger von seinem gewohnten Verhalten ab, sind wir es, die tagtäglich die besorgten Anrufe der Besitzer entgegen nehmen, die hoffen, dass ihr Tier bei uns ist.
Wir wollen Euch gerne unsere Abläufe etwas näher bringen, um vielleicht der ein oder anderen Horrorvorstellung den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Kommt ein Fundtier zu uns, wird es natürlich zunächst einzeln gesetzt. Das dient dem eigenen Schutz und auch dem der anderen Tiere. Zeitnah wird jedes Tier dem Tierarzt vorgestellt und bei Bedarf behandelt. Meldet sich kein Besitzer, wird nach sieben Tagen jedes Tier geimpft und gechipt. Katzen werden zudem auch kastriert. Anschließend können sie mit anderen Artgenossen vergesellschaftet werden. Ab da können wir uns ein Bild machen, wie ein künftiges Zuhause sein sollte und wählen es in der Vermittlung auch so aus.
Manchmal verbleiben Fundtiere zunächst ein paar Tage beim Finder. Zum einen verlängert das die Sorge möglicher Besitzer unnötig und zum anderen birgt es auch Risiken. Die Fehleinschätzung, warum sich eine z. B. Katze sehr ruhig verhält und keinen Appetit hat, kann über Leben und Tod entscheiden.
Alle Fälle hatten wir tatsächlich in der jüngsten Vergangenheit. Wir hatten mehrere Katzen, die zeitversetzt zu uns kamen, die jedoch bitter vermisst wurden.
Ein Fundtier ohne Anzeige bei der zuständigen Behörde oder dem Tierheim zu behalten ist Fundunterschlagung. Ein Tier trotz Anzeige beim Tierheim behalten zu wollen, kann für verschiedenen Beteiligte sehr nachteilig sein. Vielleicht muss ein Kaninchen dann ein Singleleben führen, weil es so flauschig ist … vielleicht wird der passionierte Freigänger aggressiv, weil er zur Wohnungskatze gemacht wurde.
Tierheime gab es schon vor den sozialen Medien und sind für viele Menschen noch immer die erste Anlaufstelle, wenn sie ihr geliebtes Tier vermissen.